03 Strand Ponta do OuroBericht 15 MosambikJoanaweb

Kilometer 52200 - 55000

Fahrstunden  880 – 928

Reisewoche 70 – 74

11.01.22 – 10.02.22

 

Drei Monate Südafrika neigen sich dem Ende zu. Unsere 90 Tage Aufenthaltserlaubnis sind fast aufgebraucht, drei Tage vor Ablauf sind wir in Kosi Bay an der Grenze Südafrika – Mosambik. Wir haben die Zeit gut gewählt, denn in Südafrika gehen die Sommerferien zu Ende, was bedeutet, dass alle südafrikanischen Urlauber von Mosambik zurück nach Südafrika wollen, keiner jedoch von Südafrika nach Mosambik. Wir sind die einzigen an diesem Morgen. Auf der südafrikanischen Seite der Grenze geht alles sehr schnell. Ausreisestempel in den Pässen und unseren Carnets de Passage sind innerhalb von fünf Minuten erledigt. Dem Zollmitarbeiter müssen wir allerdings erst noch erklären, an welche Stelle im Carnet er seine Unterschrift und den Stempel setzen muss! In Mosambik stellen wir uns von Anfang an auf etwas längere Wartezeiten ein. Der Grenzprozess hier ist dafür bekannt, länger zu dauern als in Namibia oder Südafrika. Es beginnt damit, dass die Dame vom Gesundheitsamt keine Ahnung von ihrem Job hat.

 

In unfreundlichem Ton erklärt sie uns, dass wir einen PCR Test bräuchten, sonst würden wir nicht ins Land kommen. Josh steht schon kurz davor, die Geduld zu verlieren, bevor das ganze Prozedere überhaupt begonnen hat. Ein Grenzpolizist bemerkt aber Gott sei Dank unsere fragenden Blicke und eilt zur Hilfe. Er führt uns hinter das Gebäude der Migration, wo Covid Schnelltests für die Einreise nach Mosambik durchgeführt werden – so wie wir es vorher auch von anderen Reisenden gehört und im Internet gelesen haben. Die Frau, deren einzige Aufgabe es ist, diese Tests zu kontrollieren, wusste es also entweder wirklich nicht besser oder wollte uns einfach mehr Geld aus der Tasche ziehen. So sind wir innerhalb von zehn Minuten mit negativem Testergebnis wieder bei ihr, welches sie mürrisch entgegen nimmt. Die Mitarbeiter der Migration sind dann aber alle freundlich und zuvorkommend, wenn auch sehr langsam. In einer Ruhe und Gelassenheit bereiten sie unsere Visa vor, dass ich schon befürchte, sie schlafen gleich ein. Zum Glück haben wir noch mehr Zeit als sie und so bekommen wir schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit unsere Visa mit Stempel in den Pässen. 30 Tage dürfen wir im Land bleiben. Beim Zoll herrscht hier dasselbe Unwissen wie auf südafrikanischer Seite. Der alte Herr hinterm Tresen hat scheinbar noch nie ein Carnet de Passage gesehen, hält nichts von unseren Erklärungen und stellt uns ein TIP (temporäre Import Genehmigung) aus, die natürlich auch etwas kosten soll. Als wir ihm erklären, dass wir hier nichts bezahlen werden was wir nicht brauchen, da unser bereits bezahltes Carnet de Passage das TIP quasi ersetzt, versteht er die Welt nicht mehr. Mit unseren paar Brocken Portugiesisch kommen wir in der Erklärung schnell an unsere Grenzen. Er entscheidet kurzerhand: „Ich hole den Boss!“ Dieser kommt auch augenblicklich aus dem Nebenzimmer, kann Englisch und weiß was zu tun ist. Er kennt das Carnet und erklärt seinem Mitarbeiter in aller Seelenruhe, was ein Carnet ist und wie man es stempelt. Wir finden uns in einer Übungsstunde wieder, das erste macht der Boss, beim zweiten Carnet muss der alte Kollege dann beweisen, was er gerade gelernt hat. Seine Verwirrung wächst allerdings und ich helfe ihm mit Zeigen auf die korrekten Felder aus der peinlichen Situation. Als schließlich alle Stempel an richtiger Stelle sind, wünschen uns beide einen wunderschönen Aufenthalt in ihrem Land. Der Boss kommt sogar noch mit raus, um sich die Bikes anzuschauen. Wir fühlen uns willkommen. Fast freue ich mich sogar ein bisschen über das Chaos: Das macht Afrika doch aus! In Namibia und Südafrika war es für uns Abenteurer fast schon zu geregelt und strukturiert. Die Herausforderung, Probleme wegzudiskutieren und nach anderweitigen Lösungen zu suchen, fehlte irgendwie. Nach ungefähr zwei Stunden fahren wir dem neuen Land entgegen und freuen uns auf neue Erlebnisse.

22 Straßen Markt auf dem Weg nach NordenIm ersten Ort, Ponta do Ouro, halten wir an. Lokales Geld organisieren, lokale SIM Karten kaufen und Lebensmittel finden sind immer die ersten Amtshandlungen in einem neuen Land. Ponta do Ouro ist ein winziges Dorf, nicht größer als unser schönes Wehrda im Haunetal, aber wir finden tatsächlich alles auf Anhieb! Die Leute freuen sich über uns und unsere Motorräder, grüßen und unterhalten sich mit uns und sind so ganz anders als die dunkelhäutige Bevölkerung in Südafrika. Dort haben wir zwar viele neue Freundschaften geschlossen, aber immer nur zu weißen Menschen. Die ehemalige Apartheid steckt einfach immer noch in Südafrikas Knochen und auch nach über zwanzig Jahren der Abschaffung der Apartheid ist es uns kaum gelungen, Kontakt zu den dunklen Einheimischen zu knüpfen - was wir sehr schade finden, denn gerade die verschiedenen Lebensweisen der Zulu, Xsosa und wie sie alle heißen, hätte uns doch sehr interessiert! Umso glücklicher sind wir nun, dass sich dieses Problem in Mosambik scheinbar von selbst zu erledigen scheint.

01 Chalet Ponta do Ouro05 Strand Ponta do OuroZwanzig Kilometer nördlich von Ponta do Ouro haben wir eine Campingplatz Reservierung. Eigentlich reservieren wir nie etwas im Voraus, aber für den Grenzübertritt brauchten wir eine Buchungsbestätigung einer Unterkunft. Der Campingplatz wird geführt von Peter, einem Südafrikaner aus St. Lucia, dessen Nummer wir von einem seiner Surfer Freunde dort bekommen haben. Peter ist von unserer Reise aber so begeistert, dass er uns kurzerhand eines seiner zwei Chalets, die auch zum Campingplatz gehören, zum Spezialpreis zur Verfügung stellt! Dieses Angebot nehmen wir gerne an. Die Piste zu seinem Camp ist abenteuerlich und besteht eigentlich nur aus Tiefsand. Zu unserem Glück hat es am Morgen geregnet und der Sand ist relativ hart und lässt sich gut fahren. Kurz vor unserem Ziel blockiert plötzlich eine Herde Elefanten den Weg. Mit den Ohren schlackernd sind die Dickhäuter genauso überrascht uns zu sehen, wie wir es sind. So eine Herde Elefanten ist für Motorrad Fahrer nicht ganz ungefährlich! Da will man lieber nicht zwischen die Tiere geraten und zum Spielball werden. Nach der ersten Schrecksekunde traben die Tiere aber dann nach rechts ins Dickicht weg und unser Weg ist wieder frei. Als wir das Camp und das Hüttchen schließlich erreichen, sind wir erstmal sprachlos. Da stehen oberhalb des Campingplatzes mitten im Dschungel diese zwei Hüttchen, ausgestattet mit allem was man sich wünscht: zwei Betten, eine Außenküche mit Gasherd, ein riesiger Kühlschrank für Essensvorräte und ein Bad. Auf der Terrasse stehen Surfbretter und Schnorchel Sets sind auch dabei! Wir sollen alles nach belieben verwenden. Ein 200 Meter Fußweg einmal über den bewaldeten Hügel führt direkt zum Strand. Ein Traum, wie er im Reiseprospekt steht, und das an unserem ersten Tag in Mosambik! Im Hüttchen nebenan wohnt Marlino, der Hausmeister und Sicherheitschef des Camps. Er freut sich, dass endlich mal wieder Gäste da sind! Das Wasserdruck Problem, welches wir nach Ankunft feststellen, nimmt er sofort in Angriff und ist am nächsten Tag stolz wie Oskar, dass er es repariert hat! Aus einer geplanten Nacht werden schließlich vier. Wir genießen die Abgeschiedenheit des Dschungels, das Baden im Meer und die vielen neuen Geräusche der Natur um uns herum. Auch wenn wir uns, von Südafrika verwöhnt, erst einmal an die Hitze, die hohe Luftfeuchtigkeit, die Mücken, die eventuell Malaria übertragen könnten, und den ein oder anderen Skorpion gewöhnen müssen, fühlen wir uns doch pudelwohl.

12 Maputo11 Nach MaputoIrgendwann ist es aber schließlich doch Zeit das „Paradies“ zu verlassen. Mosambik ist groß und 30 Tage sind schnell vorbei. Wir fahren der Küste entlang nach Norden, vorbei an Maputo, aber nicht hinein. Wir haben keine Lust auf die große, überfüllte Hauptstadt und müssen dort auch nichts erledigen. Lieber genießen wir den Küstenwind um unsere Nasen. Auf unserem Weg nach Tofo machen wir in Chidenguele im Sunset Beach Resort halt. Auch hier werden aus einer geplanten Nacht drei. Wir haben den Campingplatz, die Terrasse des Restaurants, den Pool und auch den Strand komplett für uns allein. Joshuas Bodysurfbrett, welches er sich in St. Lucia/Südafrika extra für die Strände in Mosambik gekauft und seitdem auf seinem Bike verzurrt durch die Gegend fährt, kommt regelmäßig zum Einsatz. Damit finde sogar ich Spaß am Wellensurfen und verfluche „dieses Teil“ nicht mehr als unnötiges Gepäck. Am Ende muss sich Josh das Brett regelrecht zurück erobern, um auch surfen zu können. ?

 

Von Chidenguele nach Tofo ist es nur eine Tagesetappe auf kerzengerader Straße. Wir fahren durch viele kleine Orte, an denen die Waren neben der Straße an kleinen Ständen verkauft werden. Die Menschen winken uns zu, von den Kindern über die Markfrauen bis zu den Verkehrspolizisten! Einmal halten sie uns wegen überhöhter Geschwindigkeit an. Nach einem kurzen freundlichen Gespräch und Bewunderung der Motorräder lassen sie uns dann aber einfach weiter fahren. Da ist es wieder, das schöne „Chaos“, welches ich meinte: Man kann über alles reden, man findet zu jedem Problem eine Lösung und entschieden wird individuell, und nicht nach vorgefertigten Regeln wie oft in Europa.

26 Peri Peri Tauchzentrum Tofo27 Einweisung ins tauchenEigentlich wollen wir nur drei Tage in Tofo bleiben, aber daraus werden am Ende fast zwei Wochen. Wir zelten in der Turtle Cove Lodge und fühlen uns bereits nach kurzer Zeit so pudelwohl, dass wir unseren Aufenthalt immer wieder verlängern. Wir verlieben uns in den gemütlichen Küstenort mit seinem charmanten Ortskern und all den freundlichen Menschen. Wir schlendern durch die verschiedenen Marktstände, genießen lange Strandspaziergänge und kulinarische Spezialitäten. Außerdem wollen wir in die Kunst des Tauchens eintauchen. Wir melden uns im Peri Peri Tauchzentrum zu einem Schnuppertag an. Steve, der Inhaber, ist von unserer Reise begeistert und macht uns einen Super-Sonderpreis. Wir werden von Sinda ins Thema eingewiesen und mit der Ausrüstung vertraut gemacht. Zuerst sollen wir im Pool die Technik ausprobiert und die Kommunikation unter Wasser üben – wichtig für das Tauchen im offenen Meer. Während Josh schon im Pool umher taucht, hab ich noch so meine Probleme mit der Ausrüstung und vor allem der Atmung. Mein Kopf sagt mir 'Unter Wasser kann man nicht atmen‘, und so atme ich trotz Flasche auf dem Rücken einfach gar nicht oder nur sehr unregelmäßig. Mit den ganzen Zeichen unter Wasser bin ich noch zusätzlich überfordert. Ich beschließe nach vielen Versuchen, es vorerst aufzugeben und mich lieber aufs Schnorcheln zu beschränken. Man muss ja nicht alles können. Josh ist mit der Technik Stunde im Pool schnell fertig und taucht nach zwei Tagen Wartezeit wegen des aufgezogenen Zyklons mit Sinda und einigen fortgeschrittenen Teilnehmern im offenen Meer. Leider hat er kein Glück mit dem Wetter, es ist immer noch sehr windig, die Wellen sind einige Meter hoch und unter Wasser wird so viel Sand aufgewirbelt, dass nicht viel zu sehen ist. Die Fische freuen sich allerdings, als sie von der Hälfte der Gruppe „gefüttert“ werden.

29 tauchen im Pool31 Tauchen im PoolGegen Seekrankheit eigentlich gefeit sind diese Bedingungen sogar für Josh seinen Magen zuviel. Trotzdem ist er glücklich über diese neue Erfahrung. Es wird sich bestimmt nochmals irgendwo eine Gelegenheit zum Tauchen finden. Bevor wir Tofo verlassen, sind wir bei Sinda und ihrer Familie zum Abendessen eingeladen. Sie hat eine ganz besondere Geschichte zu erzählen. Wir fahren am späten Nachmittag von Tofo in den nächsten Ort, Inhambane, wo Sinda bei ihren Eltern wohnt. Sie sitzt bei Josh hinten auf. Noch nie ist sie im “Tiefflug” unterwegs gewesen. Sinda hat Freudentränen in den Augen als wir schließlich von der Hauptstraße auf eine kleine, gepflasterte Nebenstraße einbiegen. Die Nebenstraße wird zur Sandpiste und dann zum Trampelpfad bevor wir vor einem einfachen, selbstgeschweißten Tor zum Stehen kommen. Von etwas Wellblech und einem Zaun umgeben stehen auf dem Grundstück drei einfache Häuschen. Eines dient zum Waschen und Kochen, die beiden anderen zum Schlafen und Wohnen. Es ist einfach, aber sauber und gemütlich. Eine normale Wohnung wie man sie zu beiden Seiten dieses Grundstücks zu hunderten findet. Die Metallarbeiten allerdings sind überdurchschnittlich. Sindas Vater ist Schweißer und sichtlich stolz über Joshs fachmännisches Interesse und noch mehr über seine Komplimente.
46 Einladung zu Cindas Familie

Für Sinda ist ihre Familie alles und für ihre Familie ist sie alles. Sie ist das Standbein ihrer beiden jüngeren Schwestern und der Stolz ihres Vaters, ihre Nichte nennt sie Mama. Sie kümmert sich mehr als herzlich um alle, die ihr lieb sind. Doch es war nicht immer einfach für sie. Ihre Mutter ist in jungen Jahren gestorben, von ihrem langjährigen Freund wurde sie betrogen und sie hatte lange keine Vorstellung von ihrer Zukunft. Perspektiven wurden ihr, wie so vielen jungen Frauen in weniger entwickelten Ländern, keine aufgezeigt. Ihr Vertrauen in die Menschen war nach der schlechten Erfahrung mit ihrem Freund angeschlagen und hat einen zweiten großen Knacks erfahren, als sie für ihren Plan tauchen zu gehen nur belächelt wurde. Hier an der Küste haben die Menschen Angst vorm Wasser, die wenigsten, nicht einmal die Fischer können schwimmen, geschweige denn tauchen. Sinda ist da keine Ausnahme. Sie konnte, als sie den Beschluss fasste, weder schwimmen noch beherrschte sie die englische Sprache, die für eine Karriere als Tauchinstruktorin unumgänglich ist. Mit diesen Ausgangsbedingungen und in diesem hostilen Umfeld musste Sinda sich mit ihren siebzehn Jahren behaupten, um ihren Traum wahr zu machen. Die ersten drei Jahre war sie auf Unterstürzung von Steve, Leiter der Tauchbasis PeriPeri, angewiesen und ein enormer Druck lastete auf ihr. Ohne Steve, der ihr den Rücken stärkte und auch mal etwas Druck machte, wenn sie es schleifen ließ, wäre diese Geschichte wohl nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Bereits im jungen Alter unterstützen viele junge Frauen ihre Familie finanziell, gründen meist sogar schon eine Eigene, bekommen Kinder. Hier in Mozambik fängt man früher an als in Europa. Im Gegensatz zu unserer schönen Heimat wird hier niemand bis nach dem Studium und manch einer bis ins hohe Alter in Watte gepackt und von den Eltern getragen.

47 Cindas Familie
Sinda erträgt die Schikanen von vielen Seiten, blendet die Zweifler in der Familie und im Freundeskreis aus. Leider geht damit auch eine gewisse Isolation einher. Nun ist sie 22 Jahre alt und hat vor knapp zwei Jahren als erste weibliche Tauchinstruktorin in Mozambik ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Sie spricht fließend Englisch und ist eine Nixe unter Wasser. Sie wird in vielen Zeitungen für ihren Weg gelobt und man ist nun stolz auf sie. In ihrem Viertel und darüber hinaus. Das Vertrauen in die Menschen ist jedoch noch nicht ganz regeneriert. Wir waren, so erzählt ihr Vater, die ersten Besucher, die sie überhaupt mit nach Hause gebracht hat seit ihr Freund sie vor vielen Jahren verlassen hat. Sie ist lange in der Tauchschule und geht manchmal erst im Dunkeln nach Hause. Dann genießt sie einfach die Ruhe bei ihrer Familie. Morgens um vier steht sie schon auf der Matte und kann es kaum erwarten den ersten Bus nach Tofo zu bekommen, um die erste im Tauchzentrum zu sein. Täglich ist sie fast drei Stunden mit den zerfallenen Bussen und Taxis unterwegs, um von Inhambane nach Tofo zu kommen. Sie könnte auch in Tofo wohnen, aber die Bindung zu ihrer Familie und die Scheu vor neuen Kontakten lassen sie nicht. Durch COVID hat sie zudem seit ihrer erfolgreichen Qualifikation noch nichts verdient außer dem, was sie zum Leben braucht. Steve bezahlt seine insgesamt 26 Mitarbeiter seit 18 Monaten vom eigenen Ersparten und da ist kein Luxuslohn drin. Nach all dem Kampf für ihren Traum ist der Start in die Karriere durch die Restriktionen der europäischen Regierungen gegen Länder wie Mozambik nicht eben mit Lorbeeren gekrönt. Die Touristen bleiben wegen mangelnder Flüge und wahnsinnigen Quarantäne Regularien seit zwei Jahren aus. Josh war mit Sinda unter der Oberfläche. Sie erzählt oft vom Meer und der Ruhe dort unten. Den Kopf unter Wasser verstummen all die Zweifler, all die Machos, die ihr im Bus oder sogar noch auf dem Boot auf die Nerven gehen und sie kann einfach den Moment genießen. Sie ist in ihrem Element. Über Wasser ist sie eine unscheinbare Erscheinung, dort unten scheint sich ihr ganzes Selbstbewusstsein nach außen zu kehren und sie strahlt vor Energie. Ein leuchtendes Beispiel für all die Mädels, die es in dieser Welt leider immer noch verdammt schwer haben ihre Träume zu verwirklichen.

33 tauchen im offenen Meer36 Tauchen im MeerWer Sinda live erleben möchte, der sollte dem Tauchzentrum PeriPeri in Tofo Beach, Mozambik mal einen Bescuch abstatten. Die ganze Ostküste entlang waren wir auf der Suche nach einem Platz, um Tauchen mal auszuprobieren, aber nirgendwo hat es sowohl finanziell wie auch persönlich so gepasst wie bei Steve und seinem Team. Die einzige wirksame Hilfe für all die schönen Orte und Menschen auf dieser Welt, die vom Tourismus direkt oder indirekt leben, ist das Reisen. Mozambik ist ein Land, das uns so positiv überrascht hat wie schon lange nicht mehr, und das auf jeden Fall ein Besuch wert ist! Danke an PeriPeri für dieses wunderbare Erlebnis.

42 Tauchen mit Wal HaienVon Tofo wollen wir eigentlich weiter nach Norden, nach Vilankulos fahren. Am Abend vor der Abfahrt erreicht mich dann aber eine Nachricht von Henriette, einer dänischen Motorrad-Reisenden. Sie ist wie wir seit anderthalb Jahren mit ihrer Honda CRF250L auf Reisen. Nachdem sie eine lange Zeit wegen Covid in Marokko fest steckte, hat sie schließlich beschlossen, ihr Motorrad nach Südafrika zu verschiffen und ihre Reise von dort aus fort zu setzen. Von Marokko nach Süden gab es leider keine Möglichkeit weiterzukommen. Schon lange stehen wir über das Internet in Kontakt und während unserer Zeit in Südafrika haben wir öfter versucht uns zu treffen. Wir waren ihr allerdings immer etwas voraus und die Distanz zwischen uns war zu groß. Jetzt ist sie seit ein paar Tagen in Mosambik, im Moment in Maputo. Dort hat sie Kinga getroffen, eine weitere Motorrad Reisende. Kinga ist seit fünf Jahren auf ihrer BMW F800GS unterwegs durch die Welt. Gestartet ist sie in Australien, von dort über Asien bis nach Ägypten, dann durch Afrika Richtung Süden. Jetzt, wo wir uns so nahe sind, beschließen wir uns in der Mitte zu treffen: Wir fahren 400 Kilometer zurück nach Süden, Henriette und Kinga fahren uns 300 Kilometer nach Norden entgegen. Wir treffen uns in Bilene, im Lagunas Camp direkt am Wasser. Die letzen fünf Kilometer zum Campingplatz sind etwas sandig und für große Motorräder recht anspruchsvoll. Wir kommen zuerst an und bereiten schon mal den Zeltpplatz für uns vor. Zwei Stunden später treffen Henriette und Kinga ein.

48a Bilene

48 Treffen mit Henriette und Kinga52 Kinga und JoanaKinga hatte es mit der schweren BMW nicht ganz so leicht wie wir mit unseren kleinen Hondas, aber auch sie hat es geschafft. Wir sind uns auf Anhieb alle sehr sympathisch und bereits nach kurzer Zeit in die Geschichten und Abenteuer unserer Reisen vertieft. Bis spät in die Nacht sitzen wir die kommenden drei Tage zusammen, die Münder stehen nicht still, die Geschichten gehen uns nicht aus. An einem der Abende lädt uns Henriettes und Kingas gemeinsamer Freund Furkan für einen Abend in das San Martino Hotel in Bilene ein. Er hat ein Appartement gebucht mit drei Schlafzimmern, großer Küche, Pool und Privatstrand an der Lagune. Wir sind alle eingeladen und dürfen nichts bezahlen für die Unterkunft. Furkan kommt ursprünglich aus der Türkei, lebt aber schon 15 Jahre in Maputo. Wir sind von seiner Gastfreundschaft fasziniert. Seine Antwort darauf: „Wisst ihr, es ist doch ein Geben und Nehmen unter Reisenden, wenn ich eines Tages zu euch kommen sollte, dann werdet ihr mich beherbergen und unterstützen.“ Recht hat er! Die drei Tage in Bilene vergehen wie im Fluge und wie wir alle finden, viel zu schnell. Wir wussten vorher nicht, wen wir da so genau treffen und was da auf uns zu kommt, aber jetzt gehen wir als Freunde wieder auseinander. Es war besonders schön für mich, mal wieder Motorrad reisende Frauen zu treffen. Das passiert so selten, fern von der Heimat noch seltener. Wenn man dann schließlich doch mal welche trifft heißt das noch nicht, dass man sich auf Anhieb versteht. Mit Henriette und Kinga jedoch sind wir voll auf einer Wellenlänge. Wir haben uns bestimmt nicht das letzte Mal getroffen. Die Reisen der beiden kann man verfolgen unter:
https://instagram.com/henriette_fortheloveofwheels?utm_medium=copy_link (Henriette)

https://youtube.com/user/onherbike (Kinga)

53 Abschied mit Henriette und Kinga

Bevor wir die Strände Mosambiks endgültig verlassen, legen wir noch einen Stopp in Vilankulos ein. Im Baobab Backpackers genießen wir für drei Tage nochmal das Meer bevor wir den indischen Ozean für eine ganze Weile nicht mehr sehen werden. Wir treffen hier Arnaud und Perrine mit ihren beiden Kindern Mahaut und Abel. Die vier kommen aus Frankreich und sind mit ihrem Land Rover Defender mit Camping-Anhänger für ein Jahr in Afrika unterwegs. Zusammen machen wir eine Tagestour zu einer der vorgelagerten Inseln von Vilankolus, nach Bazaruto. Mit dem Boot geht es 30 Kilometer übers Meer, bevor wir die Insel erreichen. Auf halber Strecke begegnet uns eine Gruppe Delfine. Sie flitzen durchs Wasser, springen und spritzen, sie haben sichtlich Spaß mit uns. Als sie unser kleines Boot entdecken, sehen sie in ihm einen Spielgefährten und schwimmen eine lange Zeit neben und unter uns mit. Noch nie habe ich Delfine so nah gesehen! In Bazaruto angekommen, erklimmen wir zuerst die Dünen der Insel. 54 Vilanculos56 Baobab Backpackers Vilanculos57 Arnaud Perrine Mahaut AbelDer Schweiß tropft nur so von unseren Nasen in der schwülen Hitze der Regenzeit, aber oben angekommen entschädigt die Aussicht für alles. Wir haben eine 360 Grad Sicht über die Insel, die Bucht und das nicht weit entfernte Festland. Das türkis-blaue Wasser des Meeres glitzert in der Sonne ruhig vor sich hin. Was ein toller Blick auf diesen schönen Ozean der uns so lange begleitet hat auf unserer Reise! Der Abstieg von den Dünen fällt leichter und wieder unten angekommen erwartet uns eine Stärkung. Unsere Crew bereitet uns ein vorzügliches Mittagessen mit einer großen Auswahl an Fisch, Calamari und sonstigen Meeresfrüchten. Zum Abschluss des Tages fahren wir noch zu einem nahegelegenen Riff zum Schnorcheln. Wir schwimmen mit Fischen verschiedenster Farben und Formen in einem einzigartigen Korallenriff. Leider ist die Sicht durch den von den Wellen aufgewirbelten Sand nicht ganz so gut. Trotzdem sind wir zufrieden und glücklich, denn bevor wir die Küste verlassen, wollten wir unbedingt noch einmal schnorcheln, besonders ich, denn mit dem Tauchen hat es ja nicht so geklappt. Das haben wir nun erfolgreich erledigt. Mit der sechsjährigen Mahaut entwickelt sich eine tiefe Freundschaft. Sie versteht nur sehr wenige Worte Englisch und ich kann mit meinem Französisch gerade so einen halben Satz bilden. Wir können uns also nicht wirklich unterhalten, aber dennoch will sie die ganze Zeit bei mir oder in meiner Nähe sein. Manchmal bedarf es eben nicht vieler Worte. Gesten und Blicke genügen um sich zu verstehen.

63 Krankenhaus Chimoio64 Krankenhaus ChimoioNach drei Wochen an den verschiedensten Stränden des Landes wird es nun Zeit wieder ins Landesinnere zu fahren. Unser 30 Tage Visum nähert sich dem Ende. Wir wollen bei Chimoio die Grenze zu Simbabwe überqueren. Innerhalb eines Tages fahren wir von der schwülen Küste in eine angenehm kühle Berglandschaft. Als ich die Chimanimani Berge vor mir auftauchen sehe, beginnt mein Herz zu hüpfen. Während Josh eher traurig ist, die Küste verlassen zu müssen, freue ich mich. Auch wenn die Zeit an der Küste schön war, wir viele Dinge erlebt und neue Freunde gefunden haben, fühle ich mich in den Bergen einfach um ein Vielfaches wohler. Mit der drückenden Hitze des Küstenklimas kommt mein Körper nicht wirklich zurecht und auch mein Geist beginnt sich nach einiger Zeit an der Küste zu langweilen. Ich bin eben ein Bergmensch! Immer entlang der Bergflanke an der Simbabwischen Grenze fahren wir nach Norden in Richtung Chimoio. Während die Straße an der Küste oft mit Schlaglöchern übersäht war, ist der Asphalt hier einwandfrei. Wir kommen gut voran und treffen schließlich am frühen Mittag in Chimoio ein. Hier steht mal wieder ein Covid PCR Test an. In Südafrika, Lesotho und Mosambik reichten immer Schnelltests aus, Simbabwe jedoch fordert einen PCR Test. Eine richtige Test Station gibt es hier aber nicht, wir müssen also ins örtliche Krankenhaus. Mit Händen und Füßen erklären wir, was wir brauchen. Englisch spricht hier niemand und mit unseren paar Brocken Portugiesisch kommen wir nicht weit. Der Typ an der Rezeption kommt uns gleich nicht ganz astrein vor und als er über den Preis des Tests mit sich verhandeln lässt, werden wir misstrauisch. Er führt uns zu einem Arzt in einem der vielen Bretter Buden des Krankenhauses. Zwischen vergilbten Akten, jede Menge Staub und kaputten Stühlen werden unsere Daten aufgenommen. Der Arzt füllt für uns ein zweiseitiges Dokument aus, es dauert eine halbe Ewigkeit. Als er es uns schließlich in die Hände drückt, sehen wir, dass er uns scheinbar als krank eingestuft hat. Seit einem Tag haben wir „Halsschmerzen und Schnupfen“. Außerdem erklärt er uns, der Test sei kostenlos. Er könne sich nicht erklären warum wir etwas bezahlen mussten. Als Josh das hört, stampft er wutentbrannt zu dem komischen Typen am Empfang. Erfolgreich hat er sein Geld innerhalb einer Minute wieder – aus der Hosentasche des Herren! “Niemand verarscht den Verarscher” Brüllt er triumphierend über den halben Krankenhausempfang. Zum Glück versteht hier keiner Deutsch! Schließlich sitzen wir mit unseren Papieren im Covid Test Zelt. Als wir schließlich an der Reihe sind, will der Krankenpfleger einen Schnelltest mit uns machen. Dieser nützt uns aber leider nichts an der Grenze. Wir diskutieren hin und her, bis er sich schließlich auf den Weg macht und zwei PCR Test aus dem anderen Gebäude holt. Das Ergebnis sei dann in drei bis fünf Tagen da… Auch das bringt leider gar nichts, da der Test bei Einreise nach Simbabwe nur 48 Stunden alt sein darf. Wieder beginnt eine Diskussion. Schließlich meint er, wenn wir 30€ zahlen, dann wäre das Ergebnis in zwei Stunden da. 65 Warten auf den Covid Test66 Covid Test ZeltWir zahlen schließlich den Betrag, denn er erscheint uns gerechtfertigt und es ist ein normaler Preis für einen PCR Test bei Grenzüberquerung. Nach zwei Stunden werden wir endlich getestet. Um 12 Uhr sollen wir wieder kommen, um das Ergebnis abzuholen. In der Wartezeit kaufen wir Vorräte ein, tanken die Bikes und trinken einen Kaffee. Um 12 sind wir pünktlich und voll abfahrbereit, wieder im Krankenhaus. Zwei Stunden suchen wir nach dem Krankenpfleger, ohne Erfolg. Auf der Nummer, die er uns gegeben hat, ist er nicht zu erreichen. Keiner im Krankenhaus kann uns sagen wo er abgeblieben ist. Schließlich fahren wir zurück in das Café um zu Mittag zu essen. Wir lernen Salim, den Besitzer, kennen und erzählen ihm von unserer Situation. Er zieht die Augenbrauen hoch, schüttelt mit dem Kopf und meint, das wäre eine Masche. Schließlich ruft der Krankenpfleger an. Wir geben das Telefonat an Salim weiter, denn er spricht Portugiesisch. Er verhandelt und erklärt uns schließlich, der Pfleger würde die Tests hier ins Café bringen. Nach kurzer Zeit steht er dann auch vor uns, riecht nach Bier und hat einen komischen Blick. Offensichtlich hat er das ihm anvertraute Geld gleich mit hohen Prozenten angelegt :-D. Das ist hier leider ein realistisches Szenario. Aus der Tasche holt er Joshuas Testergebnis. Meines hingegen fehlt. Er druckst darum und meint er bräuchte nochmal meinen Namen und mein Geburtsdatum. Dann geht er wieder, um meine Ergebnisse zu holen. Wir warten geschlagene drei Stunden, rufen ihn mehrfach an und schreiben Nachrichten, bis er schließlich mit einem Freund zurück kommt. Meine Testergebnis hat er immer noch nicht, stattdessen wollen beide plötzlich mehr Geld. Salim, der alles mitbekommen hat, rastet schließlich aus und scheucht beide aus dem Café mit der Warnung nicht mehr wieder zu kommen. Laut fluchend verschwinden beide. Salim tätigt ein paar Telefonate. Er hat einen Freund, der in selbigen Krankenhaus arbeitet. Er schickt ihm ein Foto von Joshuas Zertifikat. So finden wir heraus, dass dieses Ergebnis gefälscht ist! Der QR Code ist nicht lesbar und die Testnummer ist auch nicht korrekt! Ich bin sprachlos! Nicht nur, dass sie uns viel mehr Geld als notwendig aus der Tasche ziehen wollten, sie haben uns auch noch von vorne bis hinten belogen und ein gefälschtes Zertifikat ausgestellt! So etwas ist uns noch nie passiert! Salims Freund im Krankenhaus druckt uns das richtige Zertifikat mit richtigem Code aus und bringt es vorbei. Salim ist sehr enttäuscht, dass uns sowas in seinem Land passiert ist. Er besorgt uns an diesem Abend eine Straße weiter eine Unterkunft und sorgt auch noch für ein gutes Abendessen. Wir sitzen noch lange zusammen mit ihm, seiner Frau und seinem Sohn. Am Ende des Abends werden Telefonnummern und Adressen getauscht. Salim war an diesem Tag unser Held. Wie so oft, wenn wir in einer unangenehmen Situation steckten, haben wir in derselben neue Freunde gefunden. Das macht eine Reise doch aus – man findet immer eine Lösung. Salim und seine Familie wünschen uns alles Gute für den Grenzübertritt. Sie werden für uns beten. Wie wir schon vermutet haben sind sie Muslime und tun das fünf Mal am Tag. Wie schon in der arabischen Welt in Tunesien und im Sudan haben wir auch an diesem Tag wieder die unglaubliche Gastfreundschaft der arabischen Kultur gefühlt.58 Ausflug nach Bazaruto
Am nächsten Morgen brechen wir etwas verspätet in Richtung Grenze auf. Wir haben noch zwei Tage Zeit, um das Land zu verlassen. Danach ist das Visum abgelaufen. Es sind nur 90 Kilometer bis zur Grenzstation Machipanda. Das dürfte also zu schaffen sein. Ein gültiges Covid Test Zertifikat haben wir nun auch in der Tasche. Nur eine Unbekannte gibt es noch: Die Grenzen von Mosambik nach Simbabwe sind offiziell für den Tourismus geschlossen…