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Als ich Anfang 2016 Joshua kennenlernte, hätte ich mir nicht im Traum vorstellen können, dass ich jetzt, vier Jahre später, den Motorradführerschein in der Tasche haben und einen ganzen Kontinent mit dem Motorrad bereist haben sollte. Zum damaligen Zeitpunkt war ich außer ein paar kleineren Urlauben noch nicht wirklich in der Welt rumgekommen. Den Wunsch dazu hatte ich aber bereits seit ein paar Jahren, allerdings fehlte mir erstens der richtige Partner für so ein Vorhaben und zweitens auch der Mut. Als aus anfänglichen Treffen mit Joshua relativ bald eine enge Beziehung entstand, wuchs in mir, mit jeder weiteren Geschichte seiner Reisen, die er mir erzählte, das Fernweh. Der Wunsch wurde immer größer, ihn auf der nächsten Tour zu begleiten. Ich merkte, dass ich neugierig war auf die Welt mit all ihren Facetten und ich war mir bewusst, dass ich in Joshua nicht nur einen tollen Partner, sondern auch einen sehr guten und zuverlässigen Reisebegleiter gefunden hatte. Und die Sache mit dem Motorrad? Schließlich saß ich vorher noch nie auf „so einem Teil“ drauf! Aber ich wollte es ganz blauäugig einfach mal wagen! Ich hatte ja schließlich den besten Lehrmeister an meiner Seite. Ein halbes Jahr später hatte ich den Führerschein dann auch mit Bravour bestanden. Die erste kleine Tour ging auf einer 25 Jahre alten Yamaha XT350 nach Korsika – das war die Feuertaufe für mich. Auch die habe ich bestanden und so konnte es los gehen nach Südamerika. Für mich war das die erste große Reise in meinem Leben. Natürlich ließen die ersten Stürze nicht lange auf sich warten, und zugegeben, am Anfang dieser Reise habe ich mich schon manches Mal ganz schön gequält. Aber mit der Zeit kam die Übung und mit der Übung immer mehr die Freude. Die Zweifel wurden weniger und wir hatten eine wahnsinnig schöne Zeit in Südamerika, die ich mit all ihren Höhen und Tiefen nicht mehr missen möchte. Die Erlebnisse und Erfahrungen dort haben mich zu einem reiferen Menschen werden lassen und ganz nebenbei habe ich das Motorradfahren erlernt. Diese Gedanken machen nach einer Weile wieder Lust auf mehr: Ich bin wieder neugierig auf andere Kulturen, fremde Länder, neues Klima und viele neue Begegnungen. Das Fernweh ruft. Auch wenn ich meine Heimat sehr mag, kann es jetzt nach fast drei Jahren Reisepause wieder losgehen!

Für alle, die mich nicht näher kennen, erzähle ich gern noch etwas über mich und mein Leben hier in der Heimat, und was ich so mache, wenn ich nicht gerade durch die Welt fahre.
Neben dem Motorrad fahren habe ich auch Begeisterung für das Motorrad Trial gefunden. Was ich am Anfang für fast unmöglich gehalten habe – im Stehen über Hänge, Steine und Baumstämme zu fahren – macht mir mittlerweile richtig viel Spaß. Mit jedem Mal gelingt es mir besser die kleine Maschine gezielt um, über oder durch verschiedene Hindernisse zu manövrieren. Ganz nebenbei ist es auch eine hervorragende Übung für unsere nächste Tour, denn die nächsten Schotterpisten oder Schlammlöcher werden bestimmt nicht lange auf sich warten lassen. Und jeder kleinere Sturz hier zu Hause auf dem Übungsgelände härtet ab und kann später auf der Reise eventuell größere Stürze verhindern.
Da es sich hier im Winter nur bedingt Motorrad fahren lässt, flüchte ich mich zu dieser Jahreszeit gerne in die Berge, um meiner Leidenschaft dem Snowboard fahren nachzugehen. Ich bin relativ spät zum Wintersport gekommen und habe erst mit 27 Jahren begonnen, Snowboard zu fahren. Mittlerweile habe ich die Angst vor den Hängen bezwungen und kann nicht genug davon bekommen, auf dem Board zu stehen. Wenn es sich also irgendwie einrichten lässt, halte ich mich zwischen Januar und April wochenendweise irgendwo da auf, wo Schnee liegt!

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Zwischen all diesen Dingen gehe ich aber natürlich auch zur Arbeit. Schon in sehr jungen Jahren habe ich bemerkt, wie gut ich mit Kindern umgehen kann. Aus anfänglichem Aufpassen und Babysitten entstand schnell der Wunsch, dies später auch beruflich zu machen. So habe ich die Ausbildung zur Erzieherin gemacht und arbeite seitdem mit viel Herzblut in der Kindertagesstätte Haunetal als Krippenfachkraft mit den Kleinsten unserer Gemeinde. Sowohl durch das Gesamtkonzept der Kita als auch durch das beste Team fühle ich mich dort nun schon seit sieben Jahren (mit einem Jahr Auszeit) sehr wohl. Nach der Südamerikareise konnte ich reibungslos wieder ins Team einsteigen.
Was vom Tag dann noch so übrig bleibt, fülle ich gerne mit Lesen, Klavier spielen, Sport machen und draußen sein: Wandern in den Bergen, Lagerfeuer machen und campen unterm Sternenhimmel. Und mit Letzterem kommen wir zum Beginn unserer Reise ?